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BCH, BTG vom Trezor claimen

Motivation

Im August 2017 fand auf der Blockchain des Bitcoin (BTC) ein Fork statt. Infolgedessen entstand der neue Cryptocoin BitcoinCash (BCH). Wer vor dem August bereits Bitcoins auf seinem Trezor Hardwarewallet hatte (konkret auf einer Bitcoin Adresse des Trezor) der besitzt auf der gleichen Adresse auch den identischen Betrag in BitcoinCash. Damit dieser allerdings genutzt werden kann, muss er vorher geclaimt werden. 

Claiming

Nun im Dezember 2017 habe ich endlich den Mut gefaßt auch meine BCHs vom Trezor zu claimen. Bislang befürchtete ich immer das ich dabei meine BTCs komplett verlieren könnte und das war mir die Sache dann doch nicht wert. 

Aber heute mit viel Ruhe und langer Vorbereitung (mal umgehört, mal was gelesen, mal mit Freunden geredet) habe ich nun geclaimt und es war wirklich einfach. 

Generell habe ich nix weiter gemacht als mich an die Anleitung auf dem Trezor Blog gehalten. Zunächst habe ich meine Trezor auf die Firmware 1.5.1 aktualisiert (höher geht vermutlich auch aber ich wollte sicher gehen). 

Dann habe ich die Trezor Wallet Webseite geöffnet und meinen Trezor an meinen Linux Laptop angeschlossen. Nachdem der Trezor connected war und Account und Konto angezeigt wurden, habe ich oben links auf BCH umgeschalten. Auf der Receive Karteikarte rechts lässt sich nun die BCH Zieladresse ablesen. Diese habe ich mir in eine Textdatei kopiert aus der ich unkompliziert wieder herauskopieren kann. Jetzt habe ich ein Inkognito Browserfenster geöffnet (das ist wichtig da es sonst evtl. Probleme geben kann). In diesem Inkognito Fenster bin ich zur Webseite des BCH Claiming Tools gegangen. Dort habe ich erneut meinen Trezor connected (deshalb brauchte es ein Inkognito Fenster). Anschließend habe ich die BCH Adresse mit der in den erweiterten Ansicht eingetragenen verglichen – beide waren identisch und müssen dies auch sein! Jetzt nur noch auf claim gedrückt und alle BCHs werden von der BTC Trezor Adresse auf die BCH Adresse transferiert. 

Die beim Claiming entstandene Transaktion wird auf der BCH Chain ausgeführt und kann z.B. über Blockchair, Blocktrail oder Bitpay beobachtet werden.  Bei mir hat es etwas über 30 Minuten bis zur ersten Bestätigung gedauert. 

Das alles funktioniert hat kann man dann wieder auf der Trezor Wallet Webseite überprüfen. 

Viel Spaß beim claimen

wünscht Huluvu424242

[Update 15.12.2017]

Das Claimen von Bitcoin Gold (BTG) funktionier analog zum Claimen von BCH. Daher beschreibe ich es nicht mehr zusätzlich. Allein den Hinweis halte ich für wichtig: „Zum Claimen von BTG bietet Trezor ebenfalls ein separates Tool an – es kann NICHT das zuvor für das Claimen von BCH wiederverwendet werden.“

 

BTC, BCH – Crypto Coins im Detail

Motivation

Nachdem über ein Jahr lang Miner, Entwickler, User und Börsen im Internet wild diskutierten und sich teilweise verfeindeten ist es nun scheinbar vollbracht – ein Konsenz beim BitCoin steht und wird umgesetzt und am 1. August 2017 kam es trotz alledem zu einer Fork aus der BitCoin (BTC) und BitCoin cash (BCH) hervorgingen. Hier hat man also mal live erleben können wie ein AltCoin entsteht (indem Falle BCH) und was die Beweggründe dabei waren. Aus der neu gewonnen Perspektive lohnt sich auch ein Blick auf die schier riesige Liste an bereits existierenden AltCoins unter Wikipedia. Natürlich gab es auch Gründe für die anderen AltCoins – in der Regel unterscheiden sich alle Coins in den Konzepten oder in den Zielen. Grund genug mal den ein oder anderen Coin näher zu betrachten. 

BitCoin (BTC)

Ganz klar der BitCoin (BTC) als UrCoin ist angetreten ein freies Finanzsystem mit freiem Geld bereitzustellen. Die Aufgabe seiner Blockchain ist es ein weltweit verteiltes Hauptbuch zu verwalten ohne das jemand einem anderen vertrauen muss. Auch sollten die Transaktionen Anonomytät bereitstellen und vor allem sollte es keine zentrale Verwaltungsinstanz wie eine EZB geben, die neues Geld schaffen kann. 

Die Konzepte haben sich seit der Gründung stark weiterentwickelt: 

  • Der einzelne Client eines Nutzers (welcher eigentlich nur bezahlen möchte) schüfte anfänglich noch über die PC Grafikkarte neue BitCoins. Das gehört der Vergangenheit an. Auf diese Aufgabe haben sich Miner spezialisiert, welche sich eigens dafür zu Mining Pools zusammengeschlossen haben. 
  • Der einzelne Client eines Nutzers ist vom Full Node welcher noch die komplette Blockchain aus dem Netz herunter lud und dann verifizierte, zum Node mit SPV (Simplified Payment Verification) mutiert. Ein Full Node benötigte Ende 2016 etwa 1 Woche um die inzwischen riesige Blockchain komplett herunter zu laden und zu verifizieren. Das ist nix was man für Handies nutzen könnte. Auch wollten nicht viele ihren PC oder Laptop einfach mal eine Woche nur für die Initialisierung einer Wallet (Brieftasche) durch ackern lassen.  Der SPV Node sichert über die Abfrage bestimmter Prüfsummen im Merkle Tree die Gültigkeit der Transaktionen ab. Die Anfragen schickt er an ihm bekannte Full Nodes im Netz. Diese sind entweder reine Full Nodes die von Usern betrieben werden um das Netzwerk am Laufen zu halten oder aber Börsen oder Mining Pools. 
  • Die Miner verbündeten sich mit der Zeit in Mining-Pools um große Rechenleistungen bereitstellen zu können. Sie speichern die komplette Blockchain, validieren diese immer wieder und ergänzen sie um neu erzeugte Blöcke. Je Block schürfen sie dabei neues Geld in Form von BTC welches sie behalten dürfen. 
  • Was sich nicht geändert hat ist das Konzept Sicherung von Transaktionen in Blöcken der Blockchain. Hierbei wird weiterhin alle 10 Minuten von den Minern weltweit ein Block gefunden. Da die Rechenleistung weltweit schwankt wird kontinuierlich eine Schwierigkeit im Netzwerk auf Grund der aktuellen Rechenleistung neu festgelegt. Diese Schwierigkeit ist im Proof of work von den Minern zu bewältigen, um einen neuen Block zu finden und die darin enthaltenen neuen BitCoins sowie die Transaktionsgebühren der einzelnen im Block eingetragenen Transaktionen zu schürfen.  Als Proof of work wird ein mathematisches Rätsel bezeichnet welches ein Miner lösen muss um einen neuen gültigen Block an die Blockchain anhängen zu können. Es handelt sich speziell um ein künstlich eingeführtes Problem damit die Miner ausgebremst werden und nicht rasend schnell Blöcke erzeugen können. Diese künstliche Ausbremsung lässt sich mit einem Brut force Angriff zum Knacken eines verschlüsselten Dokumentes vergleichen und verbraucht sehr viel CPU Zeit und entsprechende Energiemengen. 
  • Auch gilt weiterhin, dass die Anzahl der BitCoins begrenzt ist. Es gibt eine Gesamtsumme an Coins welche durch Mining gefunden werden können, danach bekommt der Miner nur noch die Gebühren der Transaktionen als Gewinn und die Gesamtsumme der BitCoins weltweit bleibt gleich. 

Nun nachdem die offenen Transaktionen auf der Blockchain immer mehr wurden, das Gesamtsystem am Limit lief und die Miner es nicht mehr schafften diese Transaktionen schnell genug abzuarbeiten, wurden technische Veränderungen an der Blockgröße vorgenommen (SegWit etc). Jede Partei die zuvor im Streit um eine andere technische Änderung bemüht war brachte sich nun ein. Auch eine welche dafür sorgte, dass die Blockchain inkompatible wurde. Sei es wie es sei – erstmal ist Ruhe eingekehrt und mit BitCoin cash (BCH) ist ein neuer AltCoin entstanden. 

BitCoin cash (BCH)

Wenn ich den Fork richtig verstanden habe, so wurde letztlich mit BitCoin cash eine Variante des ursprünglichen Vorschlages der Miner umgesetzt. SegWit wurde entfernt und eine Art von BitCoin Unlimited implementiert. Dabei wurde im letzten Moment statt der optionalen Replay Protection nach Rücksprache mit Börsen und Miner doch eine starke Replay Protection eingeführt, die durch SIGHASH_FORKID und SCRIPT_VERIFY_STRICTENC dafür sorgt, dass Transaktionen immer und ausschließlich auf einer Chain gültig sind. Der Wipe out der BCH Kette wird scheinbar verhindert über eine neue per Softfork eingeführte Regel welche fordert, dass ein bestimmter Bereich größer als 1 MB sein muss. 

Konzepte / Ziele / Unterschiede

Aus meiner Sicht setzt BTC auf ein Finanzsystem bei dem nur große Transaktionen auf der Blockchain gespeichert werden sollen. Die kleinen Transaktionen sollen scheinbar offchain per Mikrotransaktion abgewickelt werden. Dazu könnten Verbünde wie das Lightning Netzwerk dienen.

Die aktuelle Praxis sieht jedoch so aus, dass eine Pizzabestellung von 26€ über lieferando.de mit einer Transaktionsgebühr von 2 € (mittel hoch im jaxx Client) am 20. August 2017 mit Abwicklung über bitpay.com ca. 50 Minuten bis zur ersten Bestätigung dauerte. Damit war die Zeit für die Bestellung natürlich abgelaufen und die überwiesenen Gelder müssen vom Käufer über bitpay zurückgefordert werden. Das ist nicht gerade das was ein Endnutzer beim Einkauf erwartet. An dieser Stelle wird wohl auch niemand behaupten wollen, dass BitCoin das Ziel erreicht hätte schnellere und billigere Transaktionen als das Fiat Geld zu bieten. Ja, die Zeiten gab es mal aber die sind vorbei!

Das genau will BCH anders gestalten. Dort sollen alle Transaktionen auf der Blockchain eingetragen werden. Offchain Abwicklungen sind dennoch nicht ausgeschlossen. Nur wird hier Wert aufs schnelle und billige Bezahlen gelegt indem die einzelnen Blöcke der Blockchain bei Bedarf gegen unendlich vergößert werden können. Natürlich birgt  gerade eine solche Vergößerung einzelner Blöcke weitere Risiken. Die Zeit wird zeigen welcher Coin sich als der praktikablere für die Abwicklung von Käufen herausstellt. 

Was man auf jeden Fall inzwischen sagen kann ist, dass weder BTC noch BCH weiter an dem Ziel festhalten den BitCoin als strikte anonyme Währung zu entwickeln. Auf diesem ursprünglichen Ziel liegt wenn überhaupt keine Priorität mehr. Schon jetzt lassen sich alle Transaktionen zu einer Adresse über die gesamte Blockchain verfolgen. Über Informationspflichten der Börsen lassen sich Adressen auch Nutzern zuordnen. Ja die eigene Wallet auf dem PC mag noch anonym sein aber schon bei der Hardware Wallet wie Trezor oder ledger können die Ermittlungsbehörden auf Bestell-, Liefer- und Rechnungsadressen zugreifen, so dass auch hier mit ein bischen Heuristik und Beschlagnahmung vor Ort schnell eine Zuordnung zwischen Nutzer und Wallet Adresse herstellbar wird. 

Was scheinbar weiterhin ein wichtiges Ziel darstellt ist, die Abwicklung der Transaktionen über ein dezentrales Hauptbuch zu realisieren.

Eine Prognose für solch revolutionäre Technologien abzugeben ist natürlich schwer, dennoch denke ich dass die Kryptowährungen die Fiat Währungen früher oder später ablösen werden. Die Banken werden dadurch aber nicht verschwinden.  Sie werden sich früher oder später auf das Geschäft mit den Kryptowährungen einlassen und ihren Nutzen daraus ziehen. Einige Banken werden zu spät verstehen was da gerade vor sich geht und einfach untergehen – schon alleine weil ihnen die Kunden davon laufen. Im Umfeld der Kryptowährungen gibt es viel Platz den bisherige Banken ausfüllen könnten – Börsen oder Miner oder ganz neu zu erschließende Gebiete. Wie immer wenn es um Geld geht ist die Schweiz hier Vorreiter. Dem sogenannten Crypto vallay im Kanton Zug entstammen schon jetzt die wichtigsten Ideen und Realisierungen wie beispielweise der Service shapeshift, Geldautomaten sowie die Anbindung von Behörden über die Bitcoin Suisse AG, das Ethereum Project, Wallet und Debit Card von Xapo, die Leistungen der Validity Labs AG und vielen anderen.

 

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